Erder: Steinbruch im Kalldorfer Holz

32689 Kalletal: Steinbruch im Kalldorfer Holz bei Erder
Betriebseröffnung
1908

Bahnbetrieb

Feldbahn (600 mm) 1914-195x


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Übersicht Werkbahnen

Zwischen Vlotho und Erder liegt südlich der Weser das "Kalldorfer Holz" auf einem Bergrücken in Flußnähe. Hier wurden in kleinen Steinbrüchen für den lokalen Bedarf Steine gewonnen. Das Waldgebiet gehörte damals der Fürstlich Lippischen Rentammer, Forstabteilung Detmold.

Sie schloss am 8. Februar 1907 mit dem Unternehmen "M. Michelsohn und Comp" in Hausberge einen Pachtvertrag über den "im Calldorferholze Distrikt 40 befindlichen Steinbruch".

Michelsohn pachtete zusätzlich zum Steinbruch an der Weser einen Lagerplatz und verschiffte von dort ab April 1909 Steine über die Weser.
Dafür entrichtete er eine jährliche Grundpacht von 800 Reichsmark und darüber hinaus für jeden abgefahrenen Kubikmeter Steine 20 Pfennige. Die Mengen wurden über den Tiefgang der Schiffe festgestellt und mußten an die Rentkamnmer zur Verrechnung gemeldet werden.

Im April 1914 wurde die Anlage eines Bremsberges genehmigt. Damit der benachbarte Landwirt den Bremsberg queren kann, werden im August 1915 zwei Rampen angelegt. Dazu wird in den Akten vermerkt: "Es müßte dem Kohlmeyer nur aufgegeben werden, sich vor dem Hintertreiben der Schafe zu orientieren, ob der Bremsberg befahren wird".

In den 20er Jahren ließen die Einnahmen nach und es gab Bestrebungen, den Steinbruch an einen "lippischen" Betreiber zu verpachten. Dagegen wehrte sich die Firma Michelsohn, indem sie 1921 die Pacht für die Zufahrtswege und den Hafen im Voraus bezahlte und damit für den Nachfolger blockierte. Daraufhin trat der neue Pächter von seinem Vertrag zurück.

Im Jahr 1934 wechselte der Betreiber des Steinbruchs, "da der alte Pächter nicht mehr kapitalkräftig genug war, den Steinbruchbetrieb aufrecht zu erhalten." Da die Firma Michelsohn einer jüdischen Familie gehörte, werden die eigentlichen Gründe für die Aufgabe sicher woanders zu finden sein.

Ab dem 1. Oktober 1934 pachtete die Firma "Wilhelm Busche - Holzhandlung, Kalk- und Sandsteinbrüche" in Heinsen an der Oberweser den Bruch. Es stellte sich bald heraus, dass der Betrieb in Erder nicht rentabel zu betreiben ist und neue Pachtsätze erforderlich sind. Im Januar 1937 berichtet Busche, dass er "gewaltige Neuanlagen maschineller Art im Bruche angebracht" hat.

Die Akten über den Betrieb enden mit den Transportlisten aus dem November 1947. Wahrscheinlich wurde der Betrieb in den 50er Jahren aufgegeben. 1960 waren nur noch stillgelegte Reste vorhanden

Feldbahnbetrieb: Der Steinbruch selbst war mit Feldbahngleisen erschlossen. Die Gleise führten von den wechselnden Abbaukanten zum Bremsberg und zu einer Abraumhalde neben dem Bremsberg. Hier kam eine Diesellok zum Einsatz. Über den 1915 angelegten Bremsberg wurden die Loren ins Tal herabgelassen. Danach überquerte das Gleis die Landstrasse und führte bis zum Lagerplatz an der Weser. Im Bereich des Bremsberges waren im Jahr 2015 noch Relikte der Anlage zu finden.

Übersicht: Auf dieser Karte der US-Army ist der Steinbruch mit dem Feldbahngleis zu erkennen. Nördlich Erder und nördlich der Bahnstrecke wurde später das Gemeinschaftskraftwerk Veltheim errichtet. Der Gleisverlauf ist auf der Karte nicht korrekt eingezeichnet - das Gleis verlief ohne Kurve direkt vom Steinbruch zur Landstrasse.

Eingesetzte Feldbahnfahrzuege


Auf dem unteren Streckenstück zur Weser rollten die beladenen Loren mit Gefälle bis zum Lagerplatz an der Weser. Für den Rückweg wurden sie von Pferden bis an den Fuß des Bremsberges zurück gebracht. Hierfür gab es eine Vereinbarung mit dem Landwirt, von dem der Steinbruch das Gelände für den Schienenweg gepachtet hatte.

Im Steinbruch selbst kam eine Dieselok zum Einsatz. Ob die Firma Michelsohn eine Lok dafür vorhielt, ist nicht bekannt. Die Firma Busche schaffte in den Jahren 1936 und 1937 mindestens drei Loks für ihre Anlagen an. Bisher ist unklar, welche der Loks im Betriebsteil im Kalldorfer Holz eingesetzt worden sind. Für die Lok gab es einen kleinen Lokschuppen am oberen Endpunkt des Bremsberges.

In den ersten Jahren kamen Kastenkipper aus Holz zum Einsatz, von denen im Jahr 1960 noch Reste vorhanden waren.
Fahrzeugnummer Hersteller Fabriknr. Baujahr Typ Achsfolge
Busche Schöma 194 1936 B-d.. Foto(s) vorhanden      
Busche Schöma 269 1937 B-..       Verbleib ist unbekannt
Busche Schöma 302 1937 B-dm Foto(s) vorhanden      

Quellen und Literatur


  • Hartmut Brandt, Erkundung vor Ort (1960)
  • Christoph Beyer, Erkundung vor Ort (April 2015)
  • Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung Ostwestfalen-Lippe: Akten Forstamt Langenholzhausen


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