Westfalen-Blatt vom 22. Juli 1956



Herr Vehmeyer wusste noch nichts davon ...

Kleinbahn legt Güterverkehr still

Bereits ab morgen - in Zukunft mit Vehmeyer und Hachmeister

Exter. Vertreter des Amtes Vlotho, der Gemeinde Exter, der Bundesbahn, der Herforder Kleinbahn und aller am Güterverkehr der Kleinbahn zwischen Bad Salzuflen und Vlotho interessierten Stellen und Unternehmer fanden sich gestern auf Einladung der Amtsverwaltung in Exter zu einer Besprechung ein, in der die Auswirkungen der Stillegung des Güterverkehrs auf dieser Strecke erörtert werden sollten und nach einer tragfähigen Neuregelung gesucht werden sollte. Die Kleinbahn legt nach einer Entscheidung der Regierung den Güterverkehr zwischen Bad Salzuflen und der Endstation Vlotho vom 1. August an still.

Die Unternehmer aus Exter und Valdorf, die von der Stillegung betroffen werden, erklärten ihr bedauern darüber, daß die Entscheidung der Regierung so kurzfristig erfolgt sei. Sie wiesen weiter darauf hin, daß die Frage einer in etwa ebenso günstigen An- und Ablieferung von Eil-, Express-, Stückgut und Waggons wie die der Kleinbahn ein wesentlicher Faktor für die Konkurrenzfähigkeit der Industrie und auch von großer Bedeutung für die Landwirtschaft sei. Es handelt sich vor allem um zwei Möbelfabriken in Exter, die dortige bäuerliche Genossenschaft und das Kornhaus in Valdorf.

Demgegenüber erklärte die Kleinbahn, daß der Prozentsatz des Güterumschlags auf der Teilstrecke Bad Salzuflen - Vlotho nur 2,5 Prozent des Gesamtumsatzes aus dem Güterverkehr der Kleinbahn betrage und nur etwa 4000 Mark im Jahr einbringe. Davon könne die Kleinbahn nicht einmal eine Person entlohnen. Die Strecke sei damit völlig unrentabel. Eine Weiterführung des Güterverkehrs auf freiwilliger Basis, die angeregt worden war, sei zudem aus rechtlichen Gründen jetzt gar nicht mehr möglich.
Der Retter in der Not war die Bundesbahn: Sie hat bereits mit den bahnamtlichen Speditionen Vehmeyer in Herford und Hachmeister in Vlotho vertraglich festgelegt, daß der Güterumschlag in den bisher von der Kleinbahn bedienten Orten jetzt von diesen Unternehmen erfolgt. Die Firma Hachmeister wird das Teilgebiet von Vlotho bis Holwiesen betreuen, die Firma Vehmeyer Exter und Nachbarschaft. Somit steht jetzt einem reibungslosen Uebergang des Transportes von der Schiene auf die Straße nichts mehr im Wege.
Während die Kleinbahn bisher nur zweimal wöchentlich Stückgüter u.a. verlud, wird die Firma Vehmeyer dreimal wöchentlich das Gebiet Exter befahren, um Ladungen abzuliefern und neue Ladungen aufzunehmen. Es sollen noch Verhandlungen geführt werden über Sammelplätze für Güter in Exter, da die Firma Vehmeyer mit ihren Wagen wohl die Fabriken, nicht aber alle Gehöfte erreichen kann.
Die Firma Vehmeyer wußte gestern abend, als wir telefonisch bei ihr anfragten, weder von der Besprechung in Exter etwas noch von dem plötzlichen Inkrafttreten ihres bereits vor einiger Zeit abgeschlossenen Vertrages. Herr Vehmeyer sagte uns jedoch, daß er wahrscheinlich am 2. August zum erstenmal nach Exter fahren werde.



Wiedergabe des Artikels mit freundlicher Genehmigung der Zeitung WESTFALEN-BLATT


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