PESAG: Triebwagen


Das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk (RWE) stieg 1906 zunächst bei der „Paderborner Straßenbahn" ein und übernahm auch deren Fahrzeuge. Ab 1909 lief der Betrieb unter der Regie der PESAG. In der Übergangszeit standen die Triebwagen der „Paderborner Straßenbahn" noch in Betrieb. Im Jahr 1910 kam die große Umstellung: Die Betriebsspannung der Oberleitung wurde von 550 auf 800 Volt erhöht, um auch auf den geplanten Überland-Strecken die Stromversorgung gewährleisten zu können. Das bedeutete das "Aus" für die älteren Wagen und den Einsatz der von der PESAG neu beschafften Fahrzeuge.

Farbgebung: In den ersten Betriebsjahren waren die Wagen der PESAG im Fensterbereich weiß lackiert, unter den Fenstern an den Seiten und Stirnfronten dunkelgrün. Auf Fotos vermittelt diese Lackierung einen ausgesprochen dunklen Eindruck. In den zwanziger Jahren wechselte die Farbgebung zu elfenbein, kurz darauf wurde der Bereich unter den Fenstern in einem hellen lindgrün gehalten. Im Volksmund wurden die Straßenbahnen der PESAG daraufhin auch "Laubfrösche" genannt.

PESAG: Leichter RWE-Typ (Wagen 1-16 und 17-26)



Zunächst wurden in zwei Serien 26 Triebwagen des leichten RWE-Typs angeschafft: 1910 wurden die Wagen 1-16 ausgeliefert, ihnen folgten 1912 die Wagen 17-26. Diese Fahrzeuge wurden von Weyer in Düsseldorf gebaut. Den gleichen Typ hatten die RWE in einer regelspurigen Ausführung für die RWE-Bahn "Kreis Mettmanner Strassenbahnen" (Wagen 1-13,14-17) beschafft.

Technische Ausführung: Die Wagen hatten über dem Fahrgastraum ein Laternendach, an den Seiten fünf Fenster in unterschiedlicher Länge. Die kleinen Fenster konnten zur Lüfung herabgelassen werden. Im Fahrgastraum waren Längsbänke mit 20 Sitzplätzen vorhanden, dazu kamen 24 Stehplätze. Die Wagen hatten einen Achsstand von 2,5 m. Die elektrische Ausrüstung lieferte die AEG: Die Motoren der ersten Serie leisteten je 33 kW, bei der Nachlieferung 1912 hatte man die Leistung gleich auf je 48 kW erhöht. Alle Triebwagen waren mit Rollenstromabnehmern ausgerüstet, die sie bis zur Betriebseinstellung behielten.
Eine Besonderheit waren die halb geschlossenen Plattformen: Sie waren nach vorn verglast, hatten aber nur auf einer Seite (in Fahrtrichtung links) einfache Blech-Klapptüren bekommen. Die andere Seite war verschloosen, es gab nur ein Schiebefenster. So konnten die Fahrgäste in Fahrtrichtung immer nur hinten ein- und aussteigen. Auf den Überlandstrecken genügte eine Tür aus, da es hier nicht auf schnellen Fahrgastwechsel ankommt.

Umbauten: Ab 1925 wurden an den Fahrzeugen eine Reihe von Umbauten vorgenommen: Zunächst wurden Linienbeschilderungen in die Stirnfenster eingefügt.
In einem weiteren Umbauschritt wurden die Plattformen wurden neu gestaltet: Alle Wagen erhielten neue, verlängerte Plattformen mit je zwei Schiebetüren. Dadurch wurde der Wagenkasten offenbar von 8,4 auf 9,6 Meter verlängert. In gleicher Weise waren die Wagen der "Kreis Mettmanner Straßenbahn" durch Weyer in Düsseldorf umgebaut worden. Wahrscheinlich wurde der Umbau der PESAG-Fahrzeuge in der Werkstatt in Paderborn durchgeführt.
Bei der ersten Serie wurden zugleich die schwachen 33 kW-Motoren gegen gekapselte Motoren mit einer Leistung von 40 kW getauscht. Wagen 8 erhielt nach dem Krieg das Fahrgestell des zerstörten Wagen 25 und wurde damit auch zu einem 96 kW-Wagen.
Die bergigen Streckenführungen erforderten bei allen Triebwagen den zusätzlichen Einbau von Magnetschienenbremsen. Ab Mitte der dreißiger Jahre wurden an allen Triebwagen Richtungsanzeiger („Schwalbennester") angebracht. Offenbar kam es dabei im Betrieb zu Beschädigungen. Darauf folgte eine weitere Veränderung: Die Stege neben den kleinen seitenfenstern wurden verbreitert und der Richtungsanzeiger darin versenkt. Bei den Wagen 7 und 23 löste man das Problem anders: Hier wurden vor den Richtungsanzeigern klobige Gitter angebracht. Zeitgleich mit den Richtungsanzeigern wurden bei den Wagen über den Frontscheinwerfern Rücklichter angebracht.
1951 wurde entschieden, den Straßenbahnbetrieb aufzugeben. Damit war die Weiterentwicklung des Fahrzeugparks beendet. Die Fahrzeuge wurden nur noch nach dem stetig sinkenden Bedarf unterhalten. In den fünfziger Jahren erhielten einige Triebwagen die neu vorgeschriebenen Bremsleuchten und zusätzliche Leuchten auf dem Plattformdach (von Straßenbahnfreunden in Anlehnung an den damaligen Verkehrsminister auch ironisch "Seebohm-Gedächtnisleuchte" genannt). So umgebaut wurden die Triebwagen 8, (11 als Reklamewagen), 17, 18, 20 und 22. Die Wagen 17, 18 und 20 erhielten zusätzlich Seitenfenster aus Sicherheitsglas mit Gummieinfassung.

Verbleib: Im Krieg wurden fünf Triebwagen (1, 6, 10, 14 und 25) zerstört. Wagen 15 wurde etwa 1954 in den Beiwagen 65 [2. Besetzung] umgebaut. Wagen 11 wurde in den 50er Jahren in einen Reklamewagen umgebaut: Dafür wurde er in eine Hülle eingehaust, auf der Werbung angebracht werden konnte. Zusätzlich erhielt er eine Stirnleuchte auf dem Dach und Brenms- und Rückleuchten an der Pufferbohle. Die restlichen Triebwagen schieden zwischen 1954 und 1960 aus. Nach Stillegung eines Streckenabschnittes wurden in der Regel die jeweils ältesten Wagen abgestellt und bald verschrottet.

Fahrzeugnummer Hersteller Fabriknr. Baujahr Achsfolge
PESAG "1" Weyer "?" 1910 Bo-el Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "2" Weyer "?" 1910 Bo-el Foto(s) vorhanden Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "3" Weyer "?" 1910 Bo-el Foto(s) vorhanden Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "4" Weyer "?" 1910 Bo-el Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "5" Weyer "?" 1910 Bo-el Foto(s) vorhanden Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "6" Weyer "?" 1910 Bo-el Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "7" Weyer "?" 1910 Bo-el Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "8" Weyer "?" 1910 Bo-el Foto(s) vorhanden Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "9" Weyer "?" 1910 Bo-el Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "10" Weyer "?" 1910 Bo-el Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "11" Weyer "?" 1910 Bo-el Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "12" Weyer "?" 1910 Bo-el Foto(s) vorhanden Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "13" Weyer "?" 1910 Bo-el Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "14" Weyer "?" 1910 Bo-el Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "15" Weyer "?" 1910 Bo-el Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "16" Weyer "?" 1910 Bo-el Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "17" Weyer "?" 1912 Bo-el Foto(s) vorhanden Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "18" Weyer "?" 1912 Bo-el Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "19" Weyer "?" 1912 Bo-el Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "20" Weyer "?" 1912 Bo-el Foto(s) vorhanden Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "21" Weyer "?" 1912 Bo-el Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "22" Weyer "?" 1912 Bo-el Foto(s) vorhanden Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "23" Weyer "?" 1912 Bo-el Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "24" Weyer "?" 1912 Bo-el Foto(s) vorhanden Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "25" Weyer "?" 1912 Bo-el Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "26" Weyer "?" 1912 Bo-el Foto(s) vorhanden Fahrzeug wurde verschrottet

PESAG: Schwerer RWE-Typ, lange Ausführung (Wagen 27-32)



Im Jahr 1920 erreichte die Strecke der PESAG Detmold und die Übernahme des Detmolder Netzes wurde vorbereitet. Dafür beschaffte die PESAG im Jahr 1921 sechs Triebwagen vom schweren RWE-Typ. Die Wagen wurden von Schöndorff in Düsseldorf gefertigt. Ähnliche Fahrzeuge gingen an die "Kreis Mettmanner Strassenbahnen" (Wagen 19-29, allerdings mit einem Fahrgestell in Regelspurausführung) und zur Iserlohner Kleinbahn (Wagen 5-28).

Technische Ausführung: Die schweren RWE-Wagen hatten im Fahrgastraum an den Seiten fünf gleich große Fenster und ein Laternendach. Im Fahrgastraum gab es bei Lieferung 28 Sitz- und 29 Stehplätze (später werden in den Statistiken 26 Steh- und 40 Sitzplätze genannt). Die elektrische Ausrüstung stammte wieder von der AEG, für die Motoren vom Typ UK 523b wird eine Leistung von je 50,8 kW ( = 102 kW Gesammtleistung) genannt. Mit 10,8 Metern waren sie die längsten Wagen der PESAG. Die Triebwagen waren mit Rollenstromabnehmern ausgerüstet, die sie bis zur Betriebseinstellung behielten.

Umbauten: Die bergigen Streckenführungen erforderten bei den Triebwagen den zusätzlichen Einbau von Magnetschienenbremsen. Ab Mitte der dreißiger Jahre wurden an allen Triebwagen Richtungsanzeiger („Schwalbennester") und über den Frontscheinwerfern Rücklichter angebracht. In den fünfziger Jahren erhielten einige Triebwagen die neu vorgeschriebenen Bremsleuchten und zusätzliche Leuchten auf dem Plattformdach. So umgebaut wurden die Triebwagen 27 und 29-32. Diese Wagen erhielten zusätzlich Seitenfenster aus Sicherheitsglas mit Gummieinfassung.

Verbleib: Wagen 28 schied vor 1955 nach einem schweren Unfall aus. Die übrigen Wagen wurden 1963 nach der Stillegung der letzten Strecke abgestellt und verschrottet.
Fahrzeugnummer Hersteller Fabriknr. Baujahr Typ Achsfolge
PESAG "27" GSD ? 1921 RWE Bo-el Foto(s) vorhanden     Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "28" GSD ? 1921 RWE Bo-el       Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "29" GSD ? 1921 RWE Bo-el Foto(s) vorhanden     Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "30" GSD ? 1921 RWE Bo-el Foto(s) vorhanden     Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "31" GSD ? 1921 RWE Bo-el       Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "32" GSD ? 1921 RWE Bo-el       Fahrzeug wurde verschrottet

PESAG: Der Detmolder „Kaiserwagen" (Wagen 33)



Nach der Übernahme des LEAG-Netzes wurde auch in Detmold die Betriebsspannung von 550 auf 800 V erhöht. Für die Detmolder LEAG-Wagen bedeutete diese Umstellung das "Aus". Nur Triebwagen 7 wurde umgebaut und unter der Nummer 33 in den PESAG-Bestand übernommen.

Technische Ausrüstung und Umbauten: Der Wagen war 1909 von der MAN in Nürnberg gebaut und von Lahmeyer elektrisch ausgerüstet worden. Der Fahrgastraum hatte vier Seitenfenster und ein Laternendach, im Inneren gab es bescheidene 18 Sitzplätze. Die Plattformen waren gerundet ausgebildet und gaben dem Wagen einen eleganten Eindruck. In Detmold erhielt er den Beinamen „Kaiserwagen", obwohl er mit seiner Motorleistung von sparsamen 2 x 24 kW eher zum langsamen Fußvolk gehörte. Die PESAG modernisierte ihn 1923: Es wurden neue Motoren mit je 40 kW eingebaut und an den Plattformen jeweils die rechte Einstiegstür geschlossen. Der Wagen erhielt zusätzlich Seitenblinker und ein großes Rücklicht.

Verbleib: Wagen 33 stand offenbar nur auf dem Detmolder Netz im Einsatz und wurde spätestens seit 1949 nur noch als Arbeitswagen verwendet. Nach der Stillegung der Detmolder Strecken schied er 1954 aus und wurde verschrottet.
Fahrzeugnummer Hersteller Fabriknr. Baujahr Typ Achsfolge
PESAG "33" MAN ? 1909 Bo-el Foto(s) vorhanden     Fahrzeug wurde verschrottet

PESAG: Triebwagen 34-37 (Schöndorf), Baujahr1926



Für die letzten Streckenverlängerungen der PESAG nach Blomberg und Pivitsheide wurden 1926 noch einmal vier Wagen angeschafft. Sie wurden vom Düsseldorfer Eisenbahnbedarf (vorm. Weyer) geliefert.

Technische Ausführung: Die Wagen unterschieden sich mit ihrem Tonnendach schon äußerlich von den anderen RWE-Wagen. Die fünf Seitenfenster waren schmaler und konnten im oberen Drittel zur Lüftung aufgeklappt werden. Die Wagen machten optisch einen etwas höheren Eindruck als die langen RWE-Wagen und waren auch 1,4 Meter kürzer. Im Fahrgastraum waren auf einer Seite Längssitze, auf der anderen 2-er Quersitze angeordnet, die gepolsterten Sitze hatten Lederbezug. Für diese Wagen werden nur 22 Sitzplätze angegeben. Die elektrische Ausrüstung lieferte die AEG, die Motoren erbrachten je 50,8 kW Leistung. Alle Triebwagen waren mit Rollenstromabnehmern ausgerüstet.

Umbauten: Die Wagen wurden in den folgenden Jahren mit Magnetschienenbremsen, Richtungsanzeigern („Schwalbennester") und Rücklichtern über den Frontscheinwerfern ausgerüstet. In den fünfziger Jahren erhielten zwei Triebwagen (36 und 37) die neu vorgeschriebenen Bremsleuchten und zusätzliche Leuchten auf dem Plattformdach. Weiter erhielten sie Wagen Seitenfenster aus Sicherheitsglas mit Gummieinfassung.

Verbleib: 1941 wurde Wagen 35 bei einem Unfall zerstört, Wagen 34 schied 1958 aus. Die übrigen Wagen standen bis zur Betriebseinstellung 1963 in Betrieb und wurden nach ihrer Abstellung verschrottet.
Fahrzeugnummer Hersteller Fabriknr. Baujahr Typ Achsfolge
PESAG "34" GSD ? 1926 RWE Bo-el Foto(s) vorhanden     Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "35" GSD ? 1926 RWE Bo-el Foto(s) vorhanden     Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "36" GSD ? 1926 RWE Bo-el       Fahrzeug wurde verschrottet
PESAG "37" GSD ? 1926 RWE Bo-el Foto(s) vorhanden     Fahrzeug wurde verschrottet


Zurück zur Übersicht: Fahrzeuge der PESAG

Können Sie diese Angaben ergänzen oder korrigieren? Dann freuen wir uns über eine E-Mail!

© Copyright 2010 - 2024 by schmalspur-ostwestfalen.de