Krankenhagen: Sandgrube der Extertalbahn

31737 Rinteln (Krankenhagen)
Betriebseröffnung
1938

Bahnbetrieb
Feldbahn (600 mm) 1938-194x
Anschlussgleis
(1435 mm)
1938-194x


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Im Jahr 1938 pachtete die Extertalbahn in der Nähe des Bahnhofs Krankenhagen eine bestehende Sandgrube und erhöhte damit die Transportmengen im Güterverkehr beachtlich. Die Sandgrube lag südwestlich des Bahnhofs Krankenhagen. Dort wurde ein eigenes Anschlussgleis mit einer Verladeeinrichtung angelegt, über das der Sand abtransportiert werden konnte.

Bisher ist unklar, welches Feldbahnmaterial zum Einsatz kam. Naheliegend ist die Beschaffung einer gebrauchten Lokomotive der nahen Dörentruper Sand und Thonwerke - Belege dafür gibt es bisher nicht.

In den Geschäftsberichten der Extertalbahn wird über den Betrieb der Sandgrube folgendes berichtet:

1938: „In der Nähe des Bahnhofs Krankenhagen wurde eine Sandgrube gepachtet und in Betrieb genommen. Zu diesem Zwecke wurde eine Verladerampe gebaut, in welcher der Sand mittels Kipploren direkt in Eisenbahnwagen geschüttet werden kann. Für den Transport des Sandes wurden Feldbahngleise, Loren und eine elektrische Lokomotive angeschafft. Ein Lokomotivschuppen wurde gebaut, in welchem auch das Aggregat für die Stromumformung untergebracht worden ist. Zur Vervollständigung der Ausrüstung wurde eine Oberleitung aus altgekauften Materialien hergestellt“ (Geschäftsbericht 1938, Seite 2).

Die Arbeiten wurden offenbar mit dem Personal der Gleisbaurotte durchgeführt, die dafür ihre eigentliche Arbeit ruhen liessen:

„Bei der Gleisunterhaltung konnten die vorgesehenen Arbeiten wegen Personalmangel nicht in vollem Umfang erledigt werden. Ausserdem wurden die Bahnunterhaltungsarbeiter zweitweise bei der Herstellung von Neuanlagen und in der Sandgrube beschäftigt. Die versäumten Gleisunterhaltungsarbeiten werden im Jahr 1939 nachgeholt und sind bis heute bereits größtenteils erledigt“ (Geschäftsbericht 1938, Seite 1).

Schon im ersten Jahr wird stolz berichtet: „Die Pachtung der Sandgrube Krankenhagen hat sich als günstige Massnahme ausgewirkt. Es ist ausserdem noch gelungen, Aufträge durch den Bau der Reichsautobahn zu erhalten. Für die Reichsautobahn wurden 4 904 t geliefert, der übrige Absatz an Sand betrug 6 678 t“. (Geschäftsbericht 1938, Seite 4).

1939: "Der Nebenbetrieb der Sandgrube hat infolge umfangreicher Lieferungen für den Bau der Reichsautobahn im Berichtsjahr eine gute Entwicklung gehabt. Der Betriebsüberschuss beträgt rund RM 17.000,--. Insgesamt betrug der Absatz für die Reichsautobahn 33 558 t Sand; für andere Abnehmer wurden 3 197 t gefördert. Die Einnahmen, die dem Unternehmen aus Frachten für die Beförderung des Sandes zuflossen, belaufen sich auf rund RM 18.000,--. (…)

In den Aufstellungen über das Personal der Extertalbahn (damals dem Zeitgeist entsprechend "Gefolgschaft" genannt) finden sich folgende Angaben: "Das Personal bestand im Berichtsjahr im Bahnbetrieb durchschnittlich aus 25 Angestellten, 14 Arbeitern, 3 Lehrlingen und im Sandgrubenbetrieb aus 2 Stammarbeitern. Darüber hinaus wurden nach Bedarf zur Bewältigung des Sandgrubenbetriebes zeitweise bis zu 44 Zeitarbeiter beschäftigt" (Geschäftsbericht 1939, S. 5).

1940: Der Bau der Reichsautobahnen wurde nach Kriegsbeginn sofort gebremst. Die Sandtransporte für den Autobahnbau liefen aus und die Transportzahlen im Güterverkehr der Extertalbahn pendelten sich wieder auf normale Mengen ein. Der Geschäftsbericht weiß aber trotzdem Positives zu berichten: „Noch bedeutsamer ist die Steigerung des Güterverkehrs. Zwar ist die Gesamttonnenzahl von 53 003 t auf 40 526 t zurückgegangen, im Jahr 1939 sind jedoch allein von der von uns gepachteten Sandgrube aus über den Bahnhof Krankenhagen 21 553 t, im Jahr 1940 nur 2 695 t befördert worden, so dass tatsächlich der übrige Güterverkehr von 31 450 t auf 37 831 t gestiegen ist (Geschäftsbericht 1940, S. 5).

Zugleich zeichnet sich das Ende der Sandgrube bereits an: "Der Betrieb der Sandgrube ist, wie vorauszusehen war, auf einen Bruchteil des Vorjahres zusammengeschrumpft, hat jedoch immer noch einen Überschuss von rund RM 1.400,- gebracht. Die Sandgrube, deren Pachtvertrag in den nächsten Jahren abläuft, ist in ihrer ganzen Ergiebigkeit sehr stark zurückgegangen. Aus den Frachten für die Beförderung des Sandes sind uns 3.100,-- zugeflossen“ (Geschäftsbericht 1940, S. 6).

1941: „Die Beförderung von Sand aus der von uns gepachteten Sandgrube über Bahnhof Krankenhagen hat sich einigermaßen gehalten. Es waren noch 2 610 t gegenüber 2 695 t im Vorjahr“ (Geschäftsbericht 1941, S. 3).

1942: „Der Güterverkehr ist von 37 305 t auf 60 533 t gestiegen, worin 2 308 t Sand aus unserer gepachteten Sandgrube enthalten sind“ (Geschäftsbericht 1942, Seite 2).

Über die Jahre danach liegen keine verläßlichen Angaben vor.


Quellen und Literatur


  • Bundesrchiv Berlin: Geschäftsberichte der Extertalbahn 1938-1942

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