Gütersloh: Flugplatz Gütersloh

33334 Gütersloh, Marienfelder Straße
Betriebseröffnung
1935

Bahnbetrieb

Anschlussgleis
(1435 mm)

seit 1936
liegt seit 1993 still


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Übersicht Werkbahnen

1935 begann die Wehrmacht im Zuge der Wiederaufrüstung mit dem Bau des Flugplatzes Gütersloh in der dünn besiedelten Landschaft zwischen Gütersloh und Harsewinkel. Mit dem Bau wurde gleichzeitig Sand (aus einer großen Sanddüne) abgetragen, der beim Bau der Autobahn A 2 Verwendung fand.
1936 erfolgte der Anschluss unweit des Bahnhofs Blankenhagen an die Teutoburger Wald-Eisenbahn, bereits die umfangreichen Sandtransporte dürften über die TWE erfolgt sein.
Dafür wurde bei Streckenkilometer 62,5 zwischen den Bahnhöfen Blankenhagen und Marienfeld ein Abzweig mit einer Ausweichmöglichkeit (Nutzlänge 160 Meter) eingerichtet, die Anschlussbahn folgt etwa 1,3 Kilometer einem Wirtschaftsweg ("Nottebrocks Weg") und quert dann die B 513 rechtwinklig, um durch ein Tor im Kasernengelände zu verschwinden.

Der Flugplatz ging am 24. April 1937 in Betrieb und diente ab 1939 verschiedenen Kampfgeschwadern der Luftwaffe. Am 1. April 1945 wurde der Flugplatz von der US-Armee erobert und im August 1945 beim Rückzug der amerikanischen Streitkräfte an die Britische Armee abgegeben, nachdem die erste britische Maschine bereits am 9. Mai 1945, dem Tag nach der Kapitulation des Deutschen Reiches, gelandet war.
Die British Air Force of Occupation benutzte den Flugplatz ab Herbst 1945, ab 1946 begann der planmäßige Ausbau für eine dauerhafte Nutzung und die Bezeichnung als "RAF Station Gütersloh". So wurde noch 1946 die Landebahn befestigt, in den fünfziger Jahren wurden Unterkunfts- und Wirtschaftsgebäude gebaut und vergrößert, es entstanden Lagerhallen, Flugzeughallen und Wartungseinrichtungen.
Der Anschluss an die Teutoburger Wald-Eisenbahn spielte dabei stets eine große Rolle, neben Flugbenzin wurden auch andere Militär- und Versorgungsgüter transportiert, so dass mindestens seit 1952 immer eigene Werkloks vorgehalten wurden. Innerhalb der Kaserne besteht eine recht ausgedehnte Gleisanlage mit sieben Weichen, die Be- und Entladung über Rampen, an Lagerhäusern und Freiladegleisen vorsieht. Für den Kerosinverkehr war ein eigenes Tanklager mit 2 Abstellgleisen vorhanden. Durch die Inbetriebnahme einer NATO-Pipeline ging 1978 der Transport des Flugbenzins verloren.
Das Anschlussgleis verfügt auch über einen langen Bahnsteig, über den u. a. auch Sonderzüge für das Britische Königshaus gefahren wurden (1965 und 1978), außerdem wurden bis etwa 1992 Truppentransporte u. a. über die TWE-Strecke zum Truppenübungsplatz Sennelager bewältigt.
Mit der teilweisen Einstellung des Flugverkehrs nach Abzug eines Teils der Britischen Truppen endete die regelmäßige Bedienung des Gleisanschlusses im Jahr 1993. Der Gleisanschluss ist aber nach wie vor grundsätzlich betriebsfähig und wird entsprechend vorgehalten.
Derzeit ist der Flugplatz Gütersloh nach einer vorübergehenden zivilen Mitnutzung wieder fest in Hand der Britischen Armee, die jedoch bis 2020 vollständig aus Deutschland abziehen wird. Aktuell dient der Flugplatz Gütersloh als Nachschubbasis einer Transporteinheit, die in den 1990/2000er Jahren von zwei anderen Standorten in Ostkilver bzw. Herford hierher verlegt wurde. Von hier aus wird der Nachschub zu Einheiten u.a. in Afghanistan koordiniert.
Der vorhandene Gleisanschluss kann bei der möglichen Folgenutzung als Logistikstandort oder Gewerbepark bei den Planungen der Stadt und des Kreises Gütersloh Berücksichtigung finden.

Fahrzeuge: Derzeit ist kein Schienenfahrzeug mehr auf dem Gelände vorhanden. Von 1939 bis 1945 waren wahrscheinlich Dieselloks der Wehrmacht auf dem Flugplatz tätig, allerdings liegen darüber aufgrund der damals bestehenden Restriktionen keine Informationen vor. Die Anschlussbedienung wurde durch die Teutoburger Wald-Eisenbahn über die Anschlussbahn sichergestellt, die Werkloks dienten lediglich dem internen Verschub. Für Fristarbeiten kamen die Loks häufig in die TWE-Hauptwerkstatt nach Lengerich, im Jahr 1988 wurden dort die beiden Barclay-Loks gesehen.

(Informationen und Text: Andreas Feuchert, 10.2012)
Fahrzeugnummer Hersteller Fabriknr. Baujahr Typ Achsfolge
BAOR "26165" Deutz 26165 1939 OMZ 122 R B-dm       Verbleib ist unbekannt
RAF(G) "412" Deutz 55264 1952 A6M 517 R B-dh Foto(s) vorhanden   Revisionsdaten vorhanden  
RCT Deutz 55882 1954 T4M 525 R B-dh       Verbleib ist unbekannt
RCT Deutz 55880 1954 T4M 525 R B-dh Foto(s) vorhanden      
RCT "870" Barclay 509 1964 C-dh Foto(s) vorhanden     Verbleib ist unbekannt
RCT "631" Barclay 668 1984 C-dh Foto(s) vorhanden     Verbleib ist unbekannt

Karten




Der Flugplatz Gütersloh auf Kartenmaterial der US-Army: Der Ausschnitt aus der > Karte Harsewinkel zeigt die Ergebnisse der alliierten Luftaufklärung: Südlich der Marienfelder Str. sind die Flughafengebäude, das Anschlußgleis und das "airfield" eingetragen. Am unteren Rand des Kartenausschnittes ist die "Ems" zu erkennen. Das Anschlußgleis verläßt den Flughafen in nördlicher Richtung und trifft nach 1,3 km auf die Strecke der Teutoburger Wald-Eisenbahn. Die "2" auf der Marienfelder Str. bedeutet, daß es sich hier um eine 4-6 Meter breite asphaltierte Straße handelt.

Maßstab: Der Abstand zwischen den blauen Linien entspricht 1000 m.
Quelle: > Digitale Kartensammlung der Harold B. Lee Library, USA.

Literatur und Quellen


Neben eigenen Aufzeichnungen wurden folgende Quellen ausgewertet:
  • Jens Merte, Lokomotivfabriken in Deutschland (CD-Rom), Hamburg 2008

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